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Webster's Online Dictionary

with Multilingual Thesaurus Translation

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Sie kennen sich wohl, sagte der Zeisig. Besonders Jean, ein Winzling zwar, aber hart im Geben und zäh wie –

Welcher Jean, fragte ich dazwischen.

Der Zeisig: Sie haben noch nie Bekanntschaft gemacht mit ihm? Jean, Jean Hai ist , ja, er ist schon lange im Geschäft, Vorsitzender, seit dreien Jahren. Herr über Heerscharen aufrechter Mitglieder der Gesellschaft. Aber – und da tat der Zeisig einen tiefen Seufzer – aber auch er wird seinen Meister finden. Obwohl er ja im Grunde ein Menschenfreund ist. Ja, er liebt die Menschen –

Moment mal, warf ich ein, Sie sagen, er sei ein Menschenfreund. Sind Sie sich dessen so sicher – ich meine: …

Und ob ich mir dessen sicher bin, darauf der Zeisig! Hab ich nicht neulich mit ihm zusammengesessen? Hab ich nicht neulich mich mit ihm und allen seinen Freunden über die Freundschaft und die Freundschaft der Menschen im speziellen unterhalten? Bin ich nicht selbst ein rührendes Beispiel rührender Menschenfreundlichkeit?

Der Zeisig wurde ganz blaß vor Erregung, und wie er zu verschwinden drohte, hob ich gleich mein Glas, die Herren zu versöhnen und auf die Menschenfreundschaft des Herrn Hai anzustoßen zu lassen.

Der Zeisig tat dem Whisky ein Seines und hub an: Es ist tragisch, mein lieber Freund. Da sind so viele liebe Kerle, Streicher, Stadtstreicher, Landstreicher, die ich lieb gewonnen habe. Und ihr, ihr Menschen, ihr wißt nichts Besseres, als sie zu therapieren, sprich: zu vernichten. Zum Beispiel der goldgelockte Staphylococcus aureus. Schlimmstenfalls, wenn’s wirklich dumm gehen muß, strapaziert er eure Kieferhölen und Mittelohren. Oder der Salmonella choleraesius, der gar nichts mit Cholera zu tun hat, sondern nur etwas – man verzeihe mir die Untertreibung – typhöse Salmonellose bewirkt; die Shizella dysenteriae (bakterielle Ruhr, in Klammern anzufügen), – der Zeisig kam langsam in Fahrt – die Yersinia pestis, die den Menschen nichts weniger als die legendäre Pest gebracht hat. Wieviele Werke der Kultur wären nicht entstanden, ohne sie! Bakterien! Auch sie wollen nur leben. Was wißt ihr Menschen vom Lauf der Welt? Gerade soviel, uns zu vernichten. Und dazu verschleudert ihr Millionen und Millionen von eurem Geld, das euch doch so lieb ist. Nur –

Moment, mein lieber Zeisig, da mußte ich ihn unterbrechen, Sie müssen doch bedenken, daß für uns Menschen diese lieben Tierchen, wie Sie zu sagen pflegen, durchaus im wesentlichen unangenehme Folgen haben. Oder haben Sie Freude daran, wenn wir uns an Pest und Cholera zu Tode vergiften – aus einer verfehlten tierschützerischen Haltung heraus? Nur weil Sie diese Bakterien und Viren am Leben erhalten möchten? Und – bevor Sie mir ins Wort fallen – bedenken Sie: auch Sie würden nicht existieren, wenn es uns nicht gäbe. Sie wären nie geboren worden, und Sie würden auch nie ans Tageslicht treten!

Das stimmte den Zeisig traurig, sehr traurig. Er wurde ganz bleich und durchsichtig, und eh ich mich versah, war er in der Whisky-Flasche verschwunden, woher er gekommen war. Und kein noch so kräftiger Schluck mochte ihn wieder hervorlocken.